Collage_Roger Rigorth

Wo Jahrzehnte lang Bier ausgeschenkt wurde, fallen jetzt Holzspäne und entstehen beeindruckende Kunstwerke: Der international wirkende Künstler Roger Rigorth arbeitet und wohnt in der ehemaligen Gastwirtschaft „Hessischer Hof“ im Kern des beschaulichen Dörfchens Altheim. Das Dorf mit rund 2700 Einwohnern gehört zur Gemeinde Münster und liegt an der Bundesstraße 26, genau zwischen Darmstadt und Aschaffenburg. Direkt an der Hauptkreuzung des Dorfes von Kirch- und Babenhäuserstraße fällt das Fachwerkhaus aus dem Jahr 1802 mittlerweile nicht nur durch seine beeindruckende Größe auf: Rigorth hat die alten Fenster durch neue denkmalgerechte Holzfenster ersetzt. Eine seiner typischen Skulpturen aus Holz und geflochtenem Kokosfasern hängt repräsentativ über der Eingangstür.

Was den in der Schweiz geborenen Künstler nach Altheim verschlagen hat und welchem künstlerischen Auftrag er sich verpflichtet sieht, erzählt er im Interview.

1. Mit welcher Intention bist Du künstlerisch tätig?

Ich möchte etwas in die Welt setzen, was wirklich wichtig ist. Es ist etwas Neues, was gleichzeitig aus Altem schöpft. Es ist authentisch und ehrlich. Es ist so wichtig, dass es getan werden muss. Joseph Beuys hat einmal treffend gesagt: ‚ Es ist die Liebe zu den Dingen, die dich täglich aufstehen lässt.‘ Meine Kunst ist Heimat, ein Nachhause-kommen, geborgen sein und sich wieder eins fühlen mit der Welt. In der heutigen Gesellschaft ist das unheimlich schwer, sich wieder als Teil von Ursprung, Natur und Geschichte zu fühlen. Ich schaffe etwas Zeitgenössisches, habe dabei aber immer den Ursprung im Blick.

2. Wie äußert sich deine Absicht in deinen Werken?

Mit der Kettensäge in Holz und mit Kokosfasern, die ich flechte, arbeite ich Gefäß bildend. Es umhüllt das wirkliche Wichtige, was ich in die Welt setzen möchte. Ich versuche an der Stelle zu arbeiten, wo es warm ist, wo Leben passiert, wo Gesellschaft und Kultur geschaffen wird. Wie sich eine Knospe ins Leben kämpft, so erringe ich mir Formen. Wenn die Blüte herauskommt ist ja alles schon fertig. Genauso ist mein künstlerischer Prozess zu sehen. Es ist wie ein Geburtskokon. Wenn ich in der Werkstatt anfange, ist im Prinzip schon alles fertig in meinem Kopf. Ich muss es dann nur noch ausführen.

3. Deine Hauptarbeitsmaterialien sind Holz und Fasern. Warum?

Ich bin durch und durch vom Holz erfüllt. Im Wald fühle ich mich zuhause. Mit dem Holz zu arbeiten ist, wie mit meines Gleichen zu sein. Als ich die Kokosfasern entdeckte, habe ich angefangen zu weben und es ist ein Hohlkörper entstanden. Daran hat mich das Zellenhafte begeistert. Alles was wir haben, außer dem Mineralischen, funktioniert in Zellen – also in Hohlkörpern. Ich kreiere eine Rahmenstruktur aus Metall, die ich dann ausflechte und schon bin ich in einem Zellbildungsprozess. Ohne die Zelle – den Urkörper – würde nichts mehr funktionieren. Ich habe darin ein unendliches Prinzip entdeckt.

4. Du bist viel in der ganzen Welt unterwegs, von den USA über Korea bis Australien, anlässlich verschiedener Symposien, wo Du Deine Kunstwerke häufig vor Ort baust. Warum hast du gerade Altheim als deine Wahlheimat auserkoren?

Ich war lange in Australien und wäre auch fast dort geblieben. Ich wurde dort von Australiern von der Straße weg in ein Café eingeladen, weil sie das Bedürfnis hatten, mit einem Deutschen zu reden und damit ihre keltischen Wurzeln zu spüren. Die Kultur ist das, was dort fehlt. Hier in Deutschland ist jeder Stein schon zehnmal umgedreht worden. Alles ist durchdrungen von Geschichte. Hier bin ich zuhause. Das bin ich. Ich muss hier weitermachen und dort anknüpfen, wo meine Altvorderen aufgehört haben. Ich darf das auf meine Weise weiterspinnen, was mir als Vermächtnis gegeben worden ist.

Altheim ist schon ein besonderes Dorf! Inmitten von Rhein-Main findest du so etwas nur ganz selten. Es hat noch erkennbare Geschichte. Wie die meines Hauses, welches das Adelsgeschlecht der Gaylings 1802 für den Warenhandel erbauen ließ. In dem Haus habe ich zum ersten Mal so richtig Wurzeln geschlagen. So langsam verlieren die Altheimer auch die Berührungsangst und ich komme mit ihnen ins Gespräch.

Roger Rigorth in seiner Werkstatt in Altheim

Roger Rigorth in seiner Werkstatt in Altheim

Mehr über Roger Rigorth erfahrt ihr auf seiner Webseite. Hierüber kann auch seine aktuelle Publikation mit schönen Fotos seiner neuesten Werke erworben werden.

 Roger Rigorth
Kirchstraße 2
64839 Münster- Altheim
Tel. 06071 – 60 63 46
Mobil 0152 049 308 44
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