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Raus aufs Land ziehen und sich möglichst selbst versorgen mit Gemüse und Obst aus eigenem Anbau – mit diesem Wunsch fing für Ute Hoffmann und Jo Jung aus Ober-Klingen in der Gemeinde Otzberg in den 1980er Jahren alles an. Seit damals hat das Paar einiges erreicht: Zwei Hektar Nutzfläche für Gemüseanbau können sie ihr Eigen nennen. Weitere elf Hektar Streuobstwiesen und 40 Hektar Grünland, auf denen ihre derzeit rund 700 Schafe weiden, werden von ihnen genutzt und gepflegt. Im eigenen Hofladen „Ein und Alles“ in der Wiesenstraße 6 werden das Obst- und Gemüse aus eigenem Anbau, Schafsfelle, Lammfleisch- und Wurst verkauft. Ein großes Sortiment an Naturkost-, Pflege- und Reinigungsprodukten ergänzt das Angebot. Ihren Prinzipien von verantwortungsbewusstem Anbau und artgerechter Tierhaltung sind sich die Autodidakten immer treu geblieben. Worauf es ihnen dabei ankommt, erzählt Ute Hoffmann im Interview.

Frau Hoffmann, sie und ihr Lebenspartner sind, als sie sich noch nicht kannten, aus den Städten Frankfurt und Offenbach auf das Land gezogen. Was hat sie damals dazu bewogen?

Das war damals in den 80er Jahren der Zeitgeist. Viele junge Leute wollten von der Stadt auf das Land ziehen, zurück zu einem selbstversorgenden Leben. In meinem Beruf als Erzieherin bin ich nicht lange geblieben. Ich bin recht zügig in die Naturkost eingestiegen und habe in Ober-Klingen eine Lebensmittelkooperative gegründet. Es war eine Einkaufs- und Interessensgemeinschaft, bei der sich auf privater Ebene Gleichgesinnte zusammengetan haben. Wir haben säckeweise zum Beispiel Getreide, Müsli oder Nudeln eingekauft, in den Keller oder auf den Dachboden gestellt und die Lebensmittel dann an die anderen umverteilt.

Um sich selbst versorgen zu können, benötigt man doch ein gewisses Know-How. Wie haben sie beide das erlangt?

Wir haben beide das Wissen aus der Familie mitgebracht. Weiterentwickelt hat es sich dann, nachdem wir, Jo und ich, uns kennengelernt haben, von anfangs zwei kleinen Gartengrundstücken auf ein großes Stück Feld. Wir haben angefangen, Naturkostläden mit dem, was überschüssig war, zu beliefern. Jo hat begonnen, Schafe zu vermarkten. Wir haben Streuobstwiesen gepachtet, in erster Linie, um sie als einzigartigen ökologischen Raum zu erhalten. Aus den Äpfeln haben wir Saft gemacht und verkauft. So professionalisierten wir uns nach und nach. Zudem hat mein Lebenspartner noch eine Ausbildung als Baumwart gemacht. Das heißt, er ist sowohl Baumpfleger als auch Fachmann für Obstbaumschnitt und bietet Beratungen an. Unser Anliegen ist es, altes Kulturobst zu erhalten. Da sind wir hier eher Einzelkämpfer. (lacht)

Inzwischen haben wir eine klare Trennung unserer Zuständigkeitsbereiche: Mein Partner ist der Fachmann für die Schafe und den Gemüseanbau. Ich bin für den Hofladen und das Management verantwortlich.

Sie haben sich 1992 dem Bioland-Verband angeschlossen. Warum war das notwendig?

Heutzutage ist der Verbandsanbau unbedingt notwendig im Gegensatz zur EG-Bio-Zertifizierung, wo die Betriebe immer noch konventionelles Tierfutter dazukaufen, die Tiertransporte sind nicht in Ordnung und vieles mehr. Die Verbände Bioland, Demeter und Naturland genießen bei den Verbrauchern schon eine gewisse Vertrauensgrundlage. Die verbandseigenen Kontrollen sind verlässlich. Ich gehe davon aus, dass die Verbandszertifizierung unseren Kunden wichtig ist.

Welche Gemüsesorten werden von Ihnen angebaut?

Ein großer Schwerpunkt sind Tomaten. Wir bauen sie im Gewächshaus an, damit sie nicht von der Krautfäule der Kartoffeln aus umliegenden Feldern befallen werden. Unserer Ansicht nach sind unsere Tomaten sehr wohlschmeckend, weil wir auf altes, unverzüchtetes Saatgut zurückgreifen, wo es nicht darauf ankommt, dass die Tomate möglichst lange gut aussieht, dann aber nach nichts schmeckt. Unsere Tomaten halten nur bedingt und sollten möglichst direkt gegessen werden. Sie gibt es naturgemäß auch nur in der Saison. Dafür sind sie sehr aromatisch.

Ein weiterer Schwerpunkt sind Speisekürbisse und Topinambur, ein Knollengemüse aus Nordamerika. Wir bauen alle Kohlsorten, Mangold, Stangenbohnen, Zucchini, Paprika, Sellerie und Porree an. Zudem haben wir eine breite Auswahl an einheimischen Kräutern.

Ihr Wissen, zum Beispiel über Schafe, geben sie auch gerne weiter. Auf welche Weise?

An jedem Ostermontag sind wir mit unseren Schafen in Dieburg am Spießfeld und informieren über den Landschaftsschutz, der mit Hilfe weidender Schafe erreicht werden kann. Viele Leute kommen wegen der Lämmer, die zum Teil noch mit der Flasche gefüttert werden. Dabei kommt man bei Kaffee und Kuchen ins Gespräch.

Wir haben aber auch andere Schafinfotage im Sommer und Herbst. Informationen gibt es auf unserer Homepage.

Eine Idee von uns ist es, über vergessene Arbeitsbereiche, wie zum Beispiel über den richtigen Umgang mit der Sense, zu informieren.

Ein weiterer Traum von mir ist, einen Nebenraum auszubauen und dort regelmäßig Verkostungen und Weinproben stattfinden zu lassen. Einen Raum zu schaffen, vielleicht mit einem Bücherregal, wo sich die Leute, die den Laden besuchen, hinsetzen können, fände ich wirklich super. Aber leider fehlen dafür die finanziellen Mittel.

Ute Hoffmann mit ihren Hunden

Ute Hoffmann mit ihren Hunden Mila und Berni

 
 
Biolandhof am Hasselbach
Hof- und Weinladen Ein und Alles
Wiesenstraße 6
64853 Otzberg / Ober-Klingen
Tel. 06162 / 71909

 

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